11 Jun2014
Written by mike. Posted in Play-Guitar Blog
Nashville liegt in Norddeutschland, direkt an der A7 auf Höhe des berühmten Maschener Kreuzes im kleinen Ort Seevetal-Ramelsloh. Ich wüsste keinen anderen Club, der in Deutschland diese Art von Open Mic – Veranstaltung auf derart hohem Niveau anbietet. Wir waren über Pfingsten in Hamburg und haben durch den befreundeten Gitarristen Günter Haas schon öfters von diesem Event gehört, der jeweils am 2. und 4. Montag im Monat stattfindet. Pfingstmontag passte perfekt in dieses Raster und wir sind der Bullenhitze entflohen und mit großer Erwartungshaltung nach Ramelsloh gedüst. Wir wurden nicht enttäuscht!
Der Ramelsloher Hof
Ramelsloh ist ein kleiner sympathischer Ort in der Lüneburger Heide mit Häusern in regionstypischer Klinkerbauweise, idyllischen Wiesen und Kirche plus Kneipe. Im Saal des Ramelsloher Hofs fand sie statt, die Monday Music Night, ein bunter Mix aus Profimusikern und allen, die Spaß an Country, Folk & Rock haben. Veranstalter sind Steel Guitar – Legende Nils Tuxen und die wunderbare Heidi Gehlert. An unserem Abend waren zusätzlich bis zu 8 weitere Musiker gleichzeitig on stage, 6 davon Gitarristen 🙂
Mike & Nils – nach gut 25 Jahren zufällig wieder getroffen
Und überhaupt, Nils Tuxen… Irgendwie ist der Gute ohne es zu wissen daran mitschuldig, dass es PlayGuitar überhaupt gibt. Ich hatte als Jugendlicher klassischen Gitarrenunterricht auf Mutters alter Wandergitarre obwohl ich eigentlich nur lagerfeuertaugliche Akkorde lernen wollte; der „Erfolg“ als Gitarrist war dementsprechend bescheiden. Als junger Toningenieur in München bin ich Ende der 80er im Smash Studio vom Produzenten Uve Schikora für mehrere Tage gebucht worden, um die Instrumente für Daliah Lavi aufzunehmen; als Gitarrist hatte man Nils Tuxen verpflichtet, der schon damals ein bekannter Sessionmusiker war und gerade mit Moti Special (z.B. „Cold Days Hot Nights“) große Erfolge feierte. Ich weiss noch ganz genau, wie geplättet ich war, weil Nils jede Stilistik, die der Producer forderte, mühelos auf den Punkt hinbekommen hatte und darüber hinaus auch noch ein sehr angenehmer Mensch ist, mit dem die Zusammenarbeit richtig Spass machte. – Für mich war das DAS Schlüsselerlebnis und ich habe frustriert beschlossen, meine Klampfe nicht wieder anzufassen und mich stattdessen auf die andere Seite des Musicbiz zu konzentrieren. Das hat eine Weile auch ganz gut geklappt, aber irgendwann hat mich die Stromgitarre bekanntermassen wieder in ihren Bann gezogen und ich habe gemeinsam mit Bretti PlayGuitar ins Leben gerufen.
Nils Tuxen, Heidi Gehlert, Günter Hass & 7 weitere Musiker live on stage
Zurück zu Monday Music. Auf einmal standen 10 Leute auf der Bühne und Heidi begann kurz und schmerzlos mit ihrem ureigenen nordischen Charme durchs Programm zu führen und ab ging die wilde Luzie! Das Repertoire reichte von Country bis hin zu Folk- & Rock-Klassikern, alle in unverkennbar eigener Interpretation. Grossartig! Beste Moderation des Abends von Heidi: „Lena, komm rauf und schrei ins Mikroskop!“
Monday Music – Platz ist auf der kleinsten Bühne 🙂
Nils an der grünen Tele
Das musikalische Highlight war eine unfassbar geniale Version von „Hey Joe“ mit Günter Haas und Nils Tuxen an den Leadguitars und deutsch/dänischer Simultanübersetzung. Danke Günter für die Erfüllung dieses Wunsches 🙂
„Hey Joe“ während eines der Soli – Gitarren in Hendrix-Manier stilecht hinter dem Kopf
Hier eine Übersicht der beteiligten Musiker:
- Christoph Buhse – Schlagzeug
- Uwe Frenzel – Bass
- Nils Tuxen – Pedal Steel / Guitars / Violin
- Günter Haas – Gitarre
- Jürgen Kok – Bass-Gast
- Peter Florek – Gitarre
- Gerhard Brüggemann – Akustik-Gitarre
- Benjamin Tiedemann – Gitarre
- Hinni Willenbrock – Akustik-Gitarre
- Gerd Singer – Keyboard
- Heidi Gehlert – Gesang
- Lena Feddersen – Gesang (2 Songs)
Der Sound im Saal war ganz große Klasse – und das alles ohne FOH und Live Mix. Die Gitarristen waren überraschenderweise sensationell diszipliniert und haben sich gegenseitig jede Menge Raum gelassen. Von der Steel Guitar bis zur Geige waren alle möglichen Saiteninstrumente in diversen Variationen vorhanden.
Ein schnöder Text kann dem Erlebnis dieses Abends nicht gerecht werden, deshalb die ganz klare Empfehlung: Schaut euch das an, auch wenn ihr nicht unbedingt auf Country steht, das lohnt sich! Wir werden sicher wieder vorbei kommen, wenn wir in der Gegend sind.