Deeflexx – Kill the beam & enhance your sound!
Als ambitionierter und technikbegeisterter Gitarrist ist man immer auf der Suche nach dem perfekten Sound und lustigen Gadgets & Tools, die einem das Leben leichter machen. Zufällig bin ich über einen befreundeten Gitarristen (Danke Frank Schimann) auf ein futuristisch aussehendes Teil mit dem hübschen Namen „Deeflexx“ aufmerksam geworden. Wir hatten beim Recording unserer Weekylicks ein Deeflexx-System im Einsatz und ich habe mich gewundert, wie gut auf einmal der Raumklang war – auch auf der „anderen Seite“ des Amps, also genau dort, wo es sonst immer sch*** suboptimal klingt. Daraufhin hab ich mich intensiv mit diesem Wunderteil auseinandergesetzt und schließlich den Erfinder, Gitarren-Doc & Soundtüftler Hubert „HooVi“ Hochleitner kontaktiert.
Fotos: mike@samplay.de
Die Deeflexx ist ein „High-End Sound Deflection System“, das entwickelt wurde, um den sogenannten Beam-Effekt in den Griff zu bekommen. Jeder Gitarrist, der schon mal auf einer Bühne stand, kennt das Problem: Der/die Lautsprecher des Gitarrenverstärkers strahlen den Sound unregelmäßig in alle Richtungen ab. Die Bassfrequenzen kugelförmig, die hohen Frequenzen sind stark gebündelt und werden oft als unangenehm und schrill empfunden. Außerhalb des Sweet Spots gibt es keinen idealen Gitarrensound (entweder ist es mumpfig & schwammig oder beißend & schrill). Die Deeflexx lässt die tiefen Frequenzen ungehindert passieren und zerlegt die hohen und mittleren Frequenzen gezielt; dumpfe Zonen werden aufgehellt, schrille Zonen bedämpft. Der Klang wird dabei so abgelenkt und verteilt, dass ein homogenes und ausgewogenes Klangbild entsteht, das nahezu kugelförmig ist.
Und das Beste: Die Deeflexx verfälscht den Sound des Amps nicht! Sie sorgt „nur“ dafür, dass es überall im Raum gleich gut klingt und killt dabei den Beam-Effekt.
Bilder: GERI-GRAPHIK.AT
Anwendungsgebiete für diese Technik gibt es einige:
- Live auf der Bühne: Kein Beam-Effekt, bessere Wahrnehmung für die Band
- Im Proberaum: Die Gitarre wird besser wahrgenommen, ohne zu laut zu sein
- Zu Hause oder in kleinen Räumen: Auf einmal klingt es im ganzen Raum gut
- Studio: Die Deeflexx eignet sich ideal für eine entsprechende Mikrofonierung und erweitert das Soundspektrum für den Audio Engineer erheblich
- Neben dem Einsatz bei Stromgitarren, kann die Deeflexx auch für akustische Gitarren, Bass-Verstärker und Fullrange Monitorboxen eingesetzt werden
Die Deeflexx gibt es in 2 Versionen: Die H!1 Edition (359 €) und H!1 Aura (269 €). Die Deeflexx Edition ist das Topmodell für Studio und Bühne und besitzt einen Zusatzdiffusor. Die Deeflexx Aura wurde hauptsächlich für Proberaum und Bühne entwickelt und ist komplett durchsichtig, das dürfte v.a. die Liebhaber von schönen Vintage Amps begeistern.
Die „Installation“ der beiden Systeme ist kinderleicht: Der Deflektor wird einfach unter den Amp geschoben – fertig! Keine Schrauben, keine aufwändige Montage, das Gehäuse des Amps muss nicht verändert werden. Deeflexx funktioniert mit allen gängigen Größen von Lautsprechern, selbst 8“ Übungsamps oder klassische 12“ Kombos klingen um ein / zwei Klassen besser, bei Bassamps können auch bis zu 15“ und 18“ „deeflexxt“ werden. Ausschlaggebend ist nur, dass der Speaker ab ca. 2 kHz aufwärts auch noch Höhen abstrahlt. Für den Einsatz bei 4 x 12″ Boxen gibt es ein paar Tricks, die auf der Deeflexx-Website ausführlich beschrieben werden.
Fotos: mike@samplay.de
Play-Guitar.de hat die H!1 Edition ausführlich getestet. Über den Zeitraum von mehreren Wochen haben wir diverse Tests mit mehreren Gitarristen / Amps und Gitarren durchgeführt, alle waren von dem Effekt völlig begeistert! Mein Übungsamp steht in meinem Videostudio in der Ecke am Boden. Klar, dass der Sound so seine Probleme hat(te). Mit der Deefleex ist der Sound im kompletten Raum völlig transparent und ausgewogen; so macht es schon bei niedrigen Lautstärken viel mehr Spaß zu spielen. Am verblüffendsten ist der Blindtest: Dabei lässt man einen Kollegen ein paar Minuten vor sich hin spielen, ohne dass er den Amp im Blick hat und zieht auf einmal die Deeflexx weg. Die klangliche „Ernüchterung“ ist fast nicht vorstellbar…
Obwohl erst seit 2011 auf dem Markt, wird Deeflexx von namhaften Gitarristen live oder im Studio eingesetzt, u.a. von Prof. Peter Weihe (der auch als Produktpate fungiert), Robby Musenbichler (Rainhard Fendrich, Tokyo), Matthias Simoner (Christina Stürmer), Markus Deml (Errorhead), Axel Ritt (Gravedigger), Carl Verheyen (Supertramp), Jeniffer Batten (Michael Jackson) und Thomas Blug.
Um die 300 € erscheinen auf den ersten Blick viel Geld für einen Deflektor, wenn man sich aber ansieht (besser: anhört), welcher Klanggewinn dadurch erzielt werden kann, ist das m.M.n. eine absolut sinnvolle Anschaffung. Ein klanglich entsprechender Tausch gegen hochwertige Pickups / Kabel / Röhren / Lautsprecher würde in Summe mehr kosten und hätte dabei auf die Klangverteilung wiederum keinen Einfluss. Und ganz ehrlich: So mancher von uns hat doch alleine für solche Tunings oder anderes Zubehör schon mehr ausgegeben… Mein persönliches Fazit: Nie wieder ohne Deeflexx!
Kurzinterview mit Hubert „HooVi“ Hochleitner:
Mike: Servus HooVi! Wir haben lange getestet. Kompliment, echt geiles Teil!!
HooVi: Danke Mike. Freut mich, dass es euch gefällt!
Mike: Wie kam´s zur Entwicklung dieses Systems?
HooVi: Ich war schon immer auf der Suche nach dem perfekten Gitarrensound. Als 16-jähriger habe ich mir meinen ersten Gitarrenverstärker zugelegt. Die Begeisterung ließ schnell nach. Da er so schrill und spitz klang, dachte ich, er sei kaputt… So fand meine erste Begegnung mit dem Beam-Effekt statt. Seitdem habe ich sehr viel experimentiert und ausprobiert. Nach unzähligen Versuchen kam ich zum Schluss, dass die bekannten Lösungen, die in Richtung von Beam Blockern oder Sound Shields gehen, alle den ursprünglichen Charakter eines Amps verfärben.
Mike: Ich kann mir gut vorstellen, dass das kein einfacher Prozess war…
HooVi: Das kann man so sagen (lacht). Als gelernter Ingenieur habe ich mich dann mit den physikalischen Grundlagen beschäftigt und mir viel Wissen selber angeeignet. Zwischendrin war ich echt am verzweifeln. Aber ich habe eine Menge Leute getroffen, die immer wieder das gleiche Problem hatten: „Beim letzten Gig war mein Sound sch***“. So wusste ich, ich war nicht allein. Das hat mich motiviert immer weiter zu forschen. Irgendwann waren mir die Zusammenhänge klar und ich habe dabei eine Unzahl von Prototypen entwickelt.
Mike: Wie kann man sich das Testen dieser Prototypen vorstellen?
HooVi: Das waren echte Blindtests mit einer ganzen Reihe von Probanden. Damit keiner sehen konnte, was vor sich ging habe ich ein schwarzes Tuch über den Verstärker gehängt. Durch diese Tests habe ich schließlich aus den ursprünglichen Funktionsmodellen die Deeflexx entwickelt, so wie sie heute zu haben ist. Ich wusste, dass ich auf dem richtigen Weg war, als ich Gitarren-Mastermind Prof. Peter Weihe kennengelernt habe und er die Deeflexx nach ausführlichen Tests für gut befunden hat. Also kann man sagen: Made with blood, sweat and tears of joy! (Lacht)
Mike: Seit wann ist das Produkt erhältlich?
HooVi: Wir sind seit 2011 auf dem Markt. Wir haben zunächst klein begonnen, mittlerweile haben wir unser Gebiet ausgedehnt und sind nicht nur in Insiderkreisen bekannter geworden. Das nächste große Ziel ist die USA.
Mike: Aus welchem Material ist eigentlich dein Deflektor? Plexiglas fühlt sich anders an…
HooVi: Ganz genau! Wir haben zwar ursprünglich Prototypen aus Plexiglas herstellen lassen, allerdings ist ein erheblicher Teil bei „on the road Einsätzen“ zu Bruch gegangen. Ich möchte einfach sicherstellen, dass die Teile meines Rigs, die sehr gut klingen, möglichst lange funktionieren! Die heutigen Deeflexx werden nun aus einem Material gefertigt, das auch bei der Herstellung von Fensterscheiben in Flugzeugen oder in gepanzerten Fahrzeugen verwendet wird. Ich denke das sagt über die Nutzungsdauer alles aus. Wir haben sogar schon einmal auf die Deeflexx geschossen ohne dass diese zu Bruch ging! (Lacht)
Mike: Es gibt zwei Produkte: Edition und Aura. Was ist der Unterschied?
HooVi: Die H!1 Edition ist die Königslösung, quasi das Schweizer Taschenmesser für Studio und Bühne. Sie bietet Soundtüftlern durch den Zusatzreflektor viele Möglichkeiten bei der Mikrofonierung und Soundgestaltung. Die H!1 Aura wurde für Bühne und Proberaum entwickelt. Die Aura ist übrigens komplett transparent, das haben wir im Hinblick auf die Liebhaber von teuren Vintage Amps so entwickelt, die wollen ja ihre guten Stücke immer sehen. Außerdem ist die Aura um einiges günstiger als die Edition und zielt damit auf einen breiteren Markt.
Mike: Wo kann man die Deeflexx Systeme kaufen?
HooVi: Im gut sortierten Fachhandel und beim ein oder anderen Internethändler. Auf meiner Website www.hoovi.at gibt es eine aktuelle Händlerliste.
Mike: Mittlerweile haben einige namhafte Gitarristen das Deeflexx für sich entdeckt. Was ist dein Wunsch für die Zukunft?
HooVi: Mein absoluter Traum wäre es, wenn sich die Deeflexx wirklich zum Standardprodukt für Studio und Bühne entwickeln würde so wie es von einigen Fachleuten prognostiziert wurde. Neben dem akustischen Erlebnis bietet die Deeflexx übrigens auch eine optische Komponente und kann mit wenig Aufwand auf der Bühne beleuchtet und inszeniert werden. Wir haben daran gearbeitet, dass man tolle Effekt damit erzielen kann.
Mike: Danke für das Interview und viel Glück weiterhin mit den Deeflexx Systemen!
HooVi: Gerne, hat Spaß gemacht. Viel Erfolg mit eurer Lernplattform.
Links:
Weitere Infos: www.hoovi.at
Händlerliste: http://hoovi.at/deeflexx/shops/
Facebook: https://www.facebook.com/hooviguitarsound
YouTube: http://www.youtube.com/user/hoovigse